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Nachtluft. Oder: Liebe.

Unterwegs warst du.

Hast kühle Nachtluft für Stunden

durchwandert und erkundet,

Büsche und Wiesen durchstreift,

Orte, von denen ich nichts weiß.

 

Du erzählst nichts über sie

und ich frage nicht.

Du bringst sie nur mit,

wenn du nach Hause kommst,

wenn in deinem Fell der Geruch von draußen hängt.

 

Du schmiegst dich an mich

und suchst Wärme,

Zuneigung und Zärtlichkeit,

und ich sitze hier, bereit sie dir zu geben,

um heimlich im Gegenzug

deinen Geruch von kühler Nachtluft einzuatmen,

von Orten, an denen ich nicht gewesen bin,

die du mir mitbringst.

 

Und dann sitzen wir beide,

glücklich für einen magischen Augenblick,

miteinander und genießen die unerzählten Geschichten des anderen.

 

Und dann gehst du wieder,

so wie du gekommen bist

und hinterlässt mich,

so wie ich hier saß.

Denn du hast zu entdecken.

Und ich zu arbeiten.

Ach, Görlitz

Es gibt keinen anderen Ort wie dich.

Du bist jedes Mal dasselbe. Und doch jedes Mal wieder anders. Du bist eine Konstante, eine nostalgisch unveränderbare Heimat, in die ich als immer wieder neuer Mensch, von immer wieder neuen Standpunkten aus, zurückkehre.

Du machst mit mir jedes Mal etwas Neues. Obwohl ich in dir alt geworden bin. Du bewegst mein Herz, im stillen Schein der Laternen. Weil es in dir zu schlagen begann. Weil Du wie kein anderer Ort zum Fühlen inspirierst.

Du bringst mich jedes Mal zurück. Und ein Stück weiter. Du fängst mich auf und erinnerst mich. Wer ich mal war, wer ich bin. Du zeigst mir, dass ich wieder ein Stück gewachsen bin. Und doch immernoch Dieselbe.

Denn ich bin in dir gewachsen und Du wurzelst tief. In meiner Seele, in meinem Gefühl. Du bist Konstante und Reflexionspunkt, bist Referenzpunkt. Für mein Leben. Dessen Vergänglichkeit und Eckpfeiler ich an dir wiederentdecke. Du rufst wach, was bedeutsam ist. Lässt es mich in deiner nächtlichen Leere wiederfinden.

Görlitz, du holst mich zurück. Immer wieder.

Zu wertvollen Menschen. Zu schönen Erinnerungen meines Seins. Zu mir selbst.

Danke.

Danke Görlitz. Danke Menschen.

Vielleicht so etwas wie Liebe

Auf der Terrasse hattest du mich gefunden.

Zersplitterte Freude klebte auf dem Boden.

Ich saß an diesem Tag ganz unten ,

zwischen den feuchtmoosgrünen Grassoden.

 

Aus tiefen, zugeklebten Abgründen

rotzte ich Auswürfe oberflächlicher Heiterkeit.

Du sagtest, du wolltest mich nie wieder traurig finden,

du sagtest, es sei jetzt an der Zeit.

 

Du sammeltest mich auf neben dem üppigen Rucola,

zwei Krümel und ein schüchternes Lachen.

Du sagtest, Sorgen wären immer da,

es lohne nicht sich einen Kopf zu machen.

 

Loszulassen hatte ich lang vergessen.

Es schwirrten abendlichttanzende Funken.

Wir haben eine Weile dort gesessen,

haben uns in zeitlose Laken gewunden.

 

Sich in dich zu verlieben war nicht schwer,

in dir zu versinken war ein Traum.

Wie die Januarsonne war ich völlig leer,

wie hungrig ich war, merkte ich kaum.

 

Zwei Raubtiere drinnen ohne Außenwelt,

kopflose Traumstunden verbrachten wir dort.

Du sagtest, dass dir meine Wortlosigkeit am besten gefällt –

Wie echt sind Gefühle ohne ein gesprochenes Wort?

 

Des anderen Welt konnten wir nie verstehen,

uns nicht mehr vor- oder rückwärts manövrieren.

Wir konnten keinen Schritt gemeinsam gehen,

uns nur am Ort der Kirschblüte verlieren.

 

Und maßlos fielen wir in den anderen ein,

folgten einem verzweifelten Triebe.

Und mit den Worten kam das Schreien.

Vielleicht war es so etwas wie Liebe.