Schönes Wetter wühlt mich auf, hetzt mich. Anders als das sichere beständige Grau in dem nichts Eile hat.
Quietschfröhlicher Sonnenschein trägt die Stimme meiner Mutter. „Ich versteh´ gar nicht, wie du bei solch einem Wetter drinnen sitzen kannst!“ Doch ich verstehe nicht, wieso schönes Wetter für andere plötzlich ein Zwang zum Rausgehen ist. Dinge zu tun, die man sonst auch nicht tut.
Die hellen Strahlen gucken mich erwartungsvoll an, wie eine aufgebrezelte Freundin, betteln aufgeregt „Nun komm schon, komm schooon!“ Sonnenbefleckte Blätter zappeln und jauchzen „Komm, mach mit!“ Unangenehme Eile frisst sich in meine Zufriedenheit. Ich bin schwach für Erwartungen, will immer Folge leisten. Ja, ich komme schon. Obwohl ich gar nicht weiß wohin und warum.
Ich bleibe sitzen. Einen Moment lang gehen mein Gewissen und die Stimme meiner Mutter gemeinsam potentielle Schönwettertätigkeiten durch. Dann tragen mich die sanft zwischen Licht und Schatten wehenden Halme fort. Zu einer Kette von Kitschbildern, die an Sonnennachmittagen entstanden sind. Zu Hollywoodhappyendszenen mit dramatischem Orchesterklang. An ferne Orte in herzzerreißendem Abendlicht, die ich niemals erreichen würde, selbst wenn ich sofort losrannte.
Sonnenscheinillusionen. Sehnsucht. Seufzen. Sitzenbleiben ist nichts Schlechtes. Sitzenbleiben ist nur realistisch. Das Jauchzen der Sonnenflecken aushalten. Überzeugung finden, sein zu dürfen ohne tun zu müssen.